Verhaltenstherapie

VerhaltenstherapiePsychische Probleme entstehen meist aus einem Ungleichgewicht stärkender und schwächender Faktoren, also einer Imbalance schützender und negativ auf das Wohlbefinden sich auswirkender Aspekte Ihrer individuellen Lebensweise und Persönlichkeit. Irgendwann geht jenes Ungleichgewicht mit Leidensdruck einher.

Durch Verhaltenstherapie wird der individuelle und spezifische Kontext dieser Faktoren identifiziert. Diese Konstellationen sind bei verschiedenen Störungen unterschiedlich und werden dementsprechend unterschiedlich (genauer: „störungsspezifisch“) behandelt.

Verhaltenstherapie hilft also in spezifischer Weise mit ganz unterschiedlichen therapeutischen Techniken und Interventionen (Behandlungsmaßnahmen), Ihre Ressourcen zu reaktivieren und die Symptomatik zu lindern.

Prinzipien auf dem therapeutischen Weg

Ressourcenaktivierung 
Jeder Klient/jede Klientin bringt zu jeder Zeit eigene Stärken, Fähigkeiten und Ressourcen mit. Ich gehe unbedingt davon aus, dass somit schon zu Beginn einer Therapie mögliche Lösungswege gleichsam in Ihnen „schlummern“. 

Problemaktualisierung
Ein Bewusstwerden, um welche Probleme es geht. Wie? Wann? Wo? Mit wem? Wie oft? Wann nicht?

Problembewältigung
Aktive Unterstützung im Finden geeigneter Maßnahmen –individuell und spezifisch- zur Lösung der Probleme.

Klärung
Im therapeutischen Prozess ist die „Ursachenforschung“ nur ein Baustein bei der Suche nach Möglichkeiten der Veränderung. Es geht darum, insgesamt zu verstehen: Warum bin ich so? Warum verhalte ich mich so? Welches sind die Konsequenzen? Welches ist mein Ziel? Wie komme ich da hin?

Was ist Verhaltenstherapie nicht…?

  • …eine Therapie, die sich einzig und allein mit dem Verhalten von Menschen befasst, welches wir sehen können…
  • …eine gemütliche Gesprächsrunde…
  • …eine bloße Konfrontationstherapie, in der Sie nur zweimal Fahrstuhl fahren oder Spinnen anfassen müssen und alle Probleme sind verwunden…
  • …simple Konditionierungsversuche…
  • …das Erlernen von „Kochrezepten“, wie Sie zum Beispiel besser gelaunt Ihren Alltag meistern…

Was ist Verhaltenstherapie also dann?

„Die Verhaltenstherapie ist ein genuin klinisch-psychologischer Heilkundeansatz, der eine große Anzahl unterschiedlicher spezifischer Techniken und Behandlungsmaßnahmen in sich vereinigt. Diese verschiedenen Maßnahmen werden im therapeutischen Handeln je nach Art der vorliegenden Problematik einzeln oder miteinander kombiniert eingesetzt. Somit lässt sich Verhaltenstherapie nicht als eine einzelne, klar umrissene Therapiemethode begreifen, die auf ein einziges theoretisches Modell zurückgeführt werden kann. Vielmehr zeichnet sich auch ihr theoretischer Hintergrund durch eine Vielzahl störungsspezifischer und störungsunspezifischer Erklärungsansätze und hieraus abgeleiteter Änderungsmodelle aus.“ (Margraf & Schneider, 2009, Bd. 1, S. 5)

Theorie

Welche Prinzipien liegen der Verhaltenstherapie (VT) zugrunde?

Wissenschaftliche Grundlage der VT ist die empirische Psychologie, theoretische Konzepte sind empirisch überprüft. Zudem berücksichtigt die VT Erkenntnisse nichtpsychologischer Nachbardisziplinen wie Biologie oder Medizin.

1. Verhaltenstherapie ist problemorientiert

Die gegenwärtig bestehende Problematik bildet den Ausgangspunkt des therapeutischen Vorgehens. Dieses wird individuell auf die jeweilige Störung zugeschnitten. Daraus ergeben sich für verschiedene Störungen verschiedene Verfahren. Darüber hinaus wird eine Verbesserung der allgemeinen Problemlösefähigkeit angestrebt. Dies geschieht auf mehrere Arten, z. B. durch Vermittlung neuer Erfahrungen, durch gezielte Problemlösetrainings oder indirekt, indem das therapeutische Vorgehen transparent und nachvollziehbar gemacht wird. 
Problemorientierung bedeutet eine Analyse der prädisponierenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen als Ausgangspunkt der VT. 
Diese Analyse bildet das theoretische Gerüst der Behandlung. Interventionen setzen an denjenigen Bedingungen an, deren Änderung für eine bleibende Lösung des Problems notwendig sind. Hierbei erscheinen oft die aufrechterhaltenden Bedingungen wichtig, da sie das zukünftige Befinden bestimmen. In Bezug auf prädispositionierende und auslösende Bedingungen liegt ein besonderer Fokus auf deren Auswirkungen in der Gegenwart. 

2. VT ist zielorientiert

Therapeut*nnen und Patient*innen legen gemeinsam das Therapieziel fest, nachdem Probleme identifiziert sind. Ist dieses Ziel erreicht, wird die Beendigung der Therapie angestrebt.

3. VT ist handlungsorientiert

Ein/e aktiv beteiligte/r Patient*in wird in der VT zum aktiven Erproben neuer Verhaltens- und Erlebensweisen sowie neuer Problemlösestrategien motiviert. 

4. VT strebt Transfer des Erlernten in den Alltag des Patienten an

Möglicherweise ist es notwendig, neu erworbene Strategien regelmäßig zwischen den Sitzungen auszuprobieren oder zu üben. So gelingt die Übernahme in das individuelle Lebensumfeld außerhalb des therapeutischen Settings. 

5. VT ist transparent

Sie vermittelt verstehbare Erklärungsmodelle für die vorliegende Problematik und macht das therapeutische Vorgehen in allen Aspekten transparent. So wird es möglich, durch die VT erworbene Fertigkeiten bei zukünftigen Schwierigkeiten ohne erneute therapeutische Hilfe einzusetzen. 

6. VT soll „Hilfe zur Selbsthilfe“ sein und wird wissenschaftlich ständig weiterentwickelt.

Durch die VT wird das Selbsthilfepotenzial der Patient*innen erhöht. Sie erlangen generelle Fertigkeiten in Bezug auf eine selbständige Analyse und zur Bewältigung von zukünftigen Problemen.
(VT-Prinzipien nach Margraf & Schneider, 2009, Bd. 1, S. 6f)

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